Es war ein weiter Weg, bevor das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus errichtet werden konnte. Bereits am 22. März 1947 stellte die Jüdische Gemeinde zu Berlin den ersten Antrag an den Magistrat von Groß-Berlin. Wegen Materialmangels wurde dieser Antrag jedoch zurückgestellt, Daraufhin bot die Jüdische Gemeinde zu Berlin Steine der zerstörten Synagoge Fasanenstraße an. Letztendlich konnte am 11. Oktober 1953 ein Gedenkstein enthüllt werden. Bis heute ist er Mahnmal in dem Rondell an der Eingangszone des Friedhofs. Im Kreis angeordnet liegen die Erinnerungstafeln mit den 20 in Stein eingemeißelten Namen der größten Konzentrations- und Vernichtungslager: Auschwitz, Theresienstadt, Neuengamme, Sachsenhausen, Dachau, Gross-Rosen, Lublin-Maidanek, Stutthoff, Flossenbürg, Mauthausen, Treblinka, Bergen-Belsen, Natzweiler, Gusen, Ebensee, Plötzensee, Brandenburg, Esterwegen, Ravensbrück, Buchenwald. Vor dem Gedenkstein wurde am 27. Januar 1992 eine Urne mit der Asche ermordeter Juden aus Auschwitz versenkt. Diese Urne war dem ehemaligem Auschwitzhäftling und damaligen Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Estrongo Nachama, dem Auschwitzhäftling Martin Friedländer und dem damaligen Friedhofsinspektor Manfred Alpern, im Jagdschloss Glienicke feierlich überreicht worden. Der Überbringer dieses grausamen Erbes war der Direktor des heutigen Museums Auschwitz, Jerzy Wróblewski. Die gesamte Anlage war nun inzwischen verwittert, die Farbe der Inschriften verblasst. Die Steine der kleinen Umfriedungsmauer und die Gehwegplatten waren durch Umwelteinflüsse in ihrer Substanz angegriffen worden. Eigene Arbeitskräfte des Friedhofes reparierten im Jahre 2000 die Mauer sowie die Wege und die Steinmetzfirma Pototzki erneuerte die Inschriften.
Die Schrift der Thorarollen beinhaltet die fünf Bücher Mose, im 2. Buch Mose sind die zehn Gebote enthalten. Viele Thorarollen wären im staatlich organisierten Pogrom der so genannten Kristallnacht fast zerstört worden. Es war die Nacht vom 9. zum 10. November 1938, in der 91 Juden ermordet und 26 000 verschleppt, Synagogen demoliert, Geschäfte und Gebäude angezündet wurden. Aus den brennenden Synagogen konnten Thorarollen gerettet werden, sie wurden in dem Hospital der Addas Jisroel Gemeinde in der Elsässerstraße 85 (heutige Torstraße) angesammelt und aufbewahrt. 1943 sollten in einer antijüdischen Ausstellung unter anderen religiösen Kultgegenständen auch die 583 geretteten Thorarollen gezeigt werden. Um sie dem Zugriff der Nazis zu entziehen, brachte ein christlicher Spediteur nachts und unter großer Gefahr die Thorarollen auf das Friedhofsgelände. Diese Thorarollen wurden auf der Empore der Neuen Trauerhalle versteckt. Als bei einem Nachtangriff auf ein angrenzendes Fabrikgebäude Brandbomben fielen, wurden 90 Thorarollen so stark beschädigt, dass sie ihren heiligen Zweck nicht mehr erfüllen konnten. Diese Thorarollen wurden später an dieser Stelle der Erde übergeben. Die weiteren verbleibenden Thorarollen konnten nach Beendigung des Krieges den wiedereröffneten Synagogen in Berlin und weiteren Städten Deutschlands und anderen Ländern übergeben werden. Im März 1950 gingen Thorarollen nach Bombay, im Mai nach Dublin. Damit eröffnete sich die Hoffnung auf einen Neubeginn. 1980 wurde eine lnschrifttafel für die geschändeten Thorarollen errichtet.
Louis Lewandowski war Kantor, Komponist und Chordirigent. Als erster Jude wurde er Schüler an der musikalischen Sektion der Akademie der Künste. Um die musikalische Ausgestaltung des modernen jüdischen Gottesdienstes hat sich Lewandowski bleibende Verdienste erworben. 1840 wurde er zum Dirigenten des neu eingerichteten, vierstimmigen Chors der Alten Synagoge in der Heidereutergasse ernannt. 1866 übernahm er das Amt des Chordirigenten in der Neuen Synagoge Oranienburger Straße. Lewandowskis Kompositionen waren weit über die jüdischen Gemeinden hinaus beliebt und werden noch heute aufgeführt. Im Dezember 2011 fand in Berlin als internationales Festival synagogaler Musik das Louis-Lewandowski-Festival statt, das diesem deutsch-jüdischen Komponisten und Dirigenten gewidmet war.
Er war seit 1933 Prediger und Seelsorger im Altersheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße. 1943 wurde die Jüdische Gemeinde zu Berlin aufgelöst und Rabbiner Riesenburger nach Weißensee versetzt. 1945 widmete er seine Kraft dem Neuaufbau der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die sich 1953 in die Gemeinden Berlin (West) und Berlin (Ost) spaltete. 1955 weihte die Gemeinde Berlin (West) einen neuen, 3,4 Hektar großen Friedhof im Grunewald am Scholzplatz ein. Seit Januar 1991 haben sich beide Gemeinden wieder vereint. Am 10. September 1999 verstarb seine Witwe, Klara Riesenburger, geb. Linke, sie wurde am 13. September 1999 neben ihm beigesetzt.
Theodor Wolff war ein international angesehener Journalist und Schriftsteller. Er war zunächst Pariser Korrespondent des von Rudolf Mosse 1872 gegründeten „Berliner Tageblatts“ und von 1906 bis 1933 der Chefredakteur dieser Zeitung. Der Eigentümer des Tageblattes, Hans Lachmann-Mosse, entließ Wolff im März 1933 auf Druck der Nationalsozialisten. Wolffs Bücher wurden verbrannt. Das Ehepaar Wolff floh über die Schweiz nach Nizza. 1937 erfolgte die Ausbürgerung aus dem Deutschen Reich. Wolffs Verhaftung geschah am 23. Mai 1943 in Nizza. Zuerst in Marseille und im Lager Drancy inhaftiert, schloss sich bald Wolffs Verschleppung in das KZ Sachsenhausen an. Totkrank gelangte er am 20. September 1943 ins Jüdische Krankenhaus nach Berlin, wo er kurz darauf starb. Sein Grab mit der schnörkellosen Granitstele wurde unter Verlängerung der Reihe 10 in den Weg hinein im ersten Bestattungsfeld A angelegt und ist Ehrengrabstätte des Landes Berlin. Mit dem 1961 gestifteten Theodor-Wolff-Preis erinnert seit 1973 der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger an ihn.
Die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff erfährt erst als Elfjährige bei einer vermeintlichen Ferienreise nach Bulgarien, dass sie mit Mutter und Schwester dort im Exil bleiben wird und dass ihre Mutter Else Jüdin ist. 1947 kehrt Angelika Schrobsdorff nach Deutschland zurück, Ende der fünfziger Jahre beginnt sie zu schreiben. 1961 erscheint ihr Debütroman „Die Herren“. „Sie erzählt, was sie erlebt hat, und sie erzählt es mit Distanz und zärtlicher Ironie“, schreibt die befreundete Schriftstellerin Simone de Beauvoir im Vorwort zu Schrobsdorffs Erzählband „Die Reise nach Sofia“ (1983). Anfang der 1960er Jahre reist Angelika Schrobsdorff erstmals nach Jerusalem, wo sie eine Freundin ihrer Mutter besucht. Dort lernt sie 1971 den Filmemacher Claude Lanzmann kennen, der sofort von ihr fasziniert ist. Das Paar heiratet 1974 in Jerusalem. Da sie ihren Mann nicht überreden kann dort zu leben, zieht sie mit ihm nach Paris. Nach dem Scheitern ihrer Ehe und Jahren des Pendelns zwischen Deutschland, Frankreich und Israel, übersiedelt sie 1983 allein nach Jerusalem. Da sie aber mit den Jahren der politischen Lage in Israel zunehmend kritisch gegenübersteht, verlässt sie 2006 das Land und kehrt nach Berlin, den Ort ihrer Kindheit, zurück.
Am 16. 12. 2001 starb in Israel der Schriftsteller Stefan Heym im Alter von 88 Jahren an Herzversagen. Anlass seiner Reise nach Israel war ein Kongress über seinen Lieblingsdichter Heinrich Heine. Stefan Heym, der eigentlich Helmut Flieg hieß, legte sich seinen neuen Namen 1933 nach der Flucht aus Berlin nach Prag zu. Danach ging er in die USA, studierte in Chicago Literatur. Als Sergeant der US-Army setzte er 1945 seinen Fuß wieder auf deutschen Boden. 1951 kehrte er endgültig nach Berlin zurück. Heym avancierte in der DDR zum bedeutendsten „oppositionellen Autor“. Er selbst verstand sich nie als Gegner, sondern stets als Kritiker des Regimes. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen u.a. ‚Der König David Bericht’ und ‚Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe’. An seiner Beisetzung am 21. Dezember 2001 nahmen neben dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlin Dr. Alexander Brenner auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Berlins ehemaliger Wirtschaftssenator Gregor Gysi teil.
Um Herbert Baum und seine Frau Marianne hatte sich in den Jahren von 1939 bis 1942 eine aus Jugendlichen bestehende Widerstandsgruppe gebildet. Die meisten Mitglieder waren jüdischer Herkunft, fast die Hälfte der Gruppe junge Frauen. Im Vordergrund der Arbeit stand anfangs die Kulturarbeit, erst später hatten sie alle nur ein Ziel: Hitler und sein Regime zu stürzen. Bei einem Brandanschlag auf die Hetzausstellung der Reichspropagandaleitung der NSDAP „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten am 8. Mai 1942 wurden Herbert und Marianne Baum sowie weitere Mitglieder der Gruppe verraten, verhaftet und später ermordet. Aus den Archivunterlagen des Friedhofs geht hervor, dass Herbert Baum im Polizeigefängnis, Am Alexanderplatz 1, am 11. Juni 1942 erhängt wurde. Sein Leichnam wurde auf dem Parkfriedhof Marzahn beigesetzt und erst am 11. September 1949 nach Weißensee umgebettet. Die auf den Friedhof zuführende Lothringenstraße erhielt 1951 den Namen Herbert-Baum-Straße.(Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Der Philosoph Hermann Cohen begann seine Studien am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. Ab 1861 studierte er an der Universität in Berlin jüdische Theologie, Altertumswissenschaften und Philosophie. 1870 veröffentlichte Cohen einen Beitrag zur schwelenden akademischen Kontroverse über die Auslegung der Philosophie Immanuel Kants. In seiner Veröffentlichung „Kants Theorie der Erfahrung“ schlug er eine Neuinterpretation Kants vor und etablierte sich, neben dem Philosophen Paul Natorp (1854-1945), zu einem der Hauptvertreter des Marburger Neukantianismus. Seit 1876 wirkte Cohen als Professor für Philosophie an der Universität Marburg. 1878 heiratete er Martha Lewandowski, die Tochter des Komponisten Louis Lewandowski. Ein Jahr nach seiner Emeritierung 1912 zog Cohen nach Berlin. Hier unterrichtete er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Posthum erschien 1919 sein wichtigstes religionsphilosophisches Werk „Die Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums“.
Der Nachname des Philosophen Hermann Cohen verweist auf die Abkunft von Kohanim. Die Kohanim übten im Tempel ihren Dienst am Altar aus. Sie gelten als direkte Nachfahren des Mosesbruders Aaron. An den Grabmälern von Kohanim abstammenden Personen finden sich oft, wie am Grab Hermann Cohens auch, zwei zu einer Raute unter einer Krone zusammengeführte Hände als Symbol der Abstammung. Das aus Muschelkalkstein gearbeitete Grabzeichen zitiert eine seit der Antike bekannte Form des Sarkophaggrabmals.
Ury galt als einer der bedeutendsten jüdischen Maler des 20. Jahrhunderts in Berlin. Nach dem Tode seines Vaters sollte er nach dem Willen der Mutter eine Schneiderlehre absolvieren. Er ließ sich aber für ein Jahr an der Kunstakademie in Düsseldorf einschreiben, danach ging er weiter nach Brüssel und Paris. Die Bilder, die er zu dieser Zeit malte, standen unter dem Einfluss der französischen Impressionisten. Ab 1885 lebte er in Berlin und hatte engen Kontakt zu Max Liebermann. Mit seinen Bildern zählte er zu den Wegbereitern des deutschen Impressionismus. Ury malte religiöse Motive, Stillleben, Landschaften und Großstadtbilder. Über die Hälfte seiner Bilder wurde von den Nazis verbrannt. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Auf dem Grabstein von Natalie Baeck, der Ehefrau von Leo Baeck, erinnert eine Gedenkinschrift an ihn. Leo Baeck wurde 1913 nach Berlin berufen. Er war ein bedeutender Rabbiner und während des Ersten Weltkrieges Feldgeistlicher. Er leitete bis 1942 an der Hochschule des Judentums Religionsgeschichte. 1943 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Baeck überlebte und nach der Befreiung 1945 zog er nach London. Dort war er ein geehrter Repräsentant des liberalen Judentums. 1948 übernahm er die Professur für Religionsgeschichte am Hebrew Union College in Cincinnati. 1954 wurde in New York das Leo Baeck lnstitut gegründet. Er verstarb 1956 in London, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. Seit 1956 wird jährlich der vom Zentralrat der Juden in Deutschland und der Zentralwohlfahrtsstelle gestiftete Leo-Baeck-Preis vergeben.
Aus einer kinderreichen Familien stammend, war Ferdinand Straßmann einer von vier Brüdern, die alle angesehene Mediziner wurden. Nach dem Studium der Medizin ließ sich Ferdinand Straßmann 1863 in Berlin als praktischer Arzt nieder. Neben seiner medizinischen Tätigkeit engagierte er sich zunehmend in der Kommunalpolitik und musste darüber seine eigene Praxis aufgeben. Seit 1884 war er Bürgerdeputierter in der Schuldeputation, 1889 wurde er zum unbesoldeten Stadtrat für Medizin gewählt. Als einziger Mediziner im Magistrat setzte er sich für den Bau neuer Krankenhäuser, Nervenheilanstalten und Genesungsheime sowie für den Ausbau des kommunalen Desinfektions- und Sanitätswesens ein. In Anerkennung seiner 30-jährigen Tätigkeit für das Gesundheitswesen wurde ihm im Dezember 1915 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin verliehen. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Der im Familiengeschäft tätige Gustav Frenkel, Sohn des Bankiers Samuel Frenkel, starb im März 1882 mit nur 35 Jahren. Seine Familie wandte sich daraufhin an den Architekten-Verein zu Berlin mit der Bitte, unter den Vereinsmitgliedern eine der Monatskonkurrenzen als Wettbewerb für ein großes Erbbegräbnis auszuschreiben. Den Wettbewerb gewann im Januar 1883 der junge Architekt Alfred Messel (1853-1909). Das Erbbegräbnis Frenkel wird sein erstes realisiertes Architektur-Projekt. Spätere Berühmtheit erlangte Messel vor allem mit seinen spektakulären Bauten für das Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz (im Zweiten Weltkrieg zerstört), die zu seinem Hauptwerk zählen. Für das Grabmal Frenkel entwarf Messel eine über 7 Meter breite Grabwand aus Sandstein, die in ihrer Mitte durch einen mächtigen Schmuckgiebel akzentuiert wird. Die beiden etwas zurückgesetzten Seitenwände ziert ein reich ornamentiertes Gesims. Die gesamte Schmuck-Ornamentik der Grabanlage ist in Formen der Neorenaissance gehalten.
Der Kaufmann Ascher Albert Michaelis ruht mit weiteren Angehörigen der Familien Michaelis und Meyer in einer großartigen Grabarchitektur. Den hervorragend an die Eckposition anpassten Grabbau entwarf der Architekt August Orth (1828-1901) 1884 im Stil der italienischen Hochrenaissance. Über einem ovalen Grundriss erhebt sich die offene Halle auf sechzehn korinthischen Säulen. Dem Geschmack der Kaiserzeit folgend sind verschiedenfarbige Materialien effektvoll miteinander kombiniert. Der hellgraue bis gelbliche Sandstein, die polierten dunklen Granitsäulen mit hellen Kapitellen, das Rot der keramischen Wandverkleidung und das Weiß der ebenso keramischen Verkleidung der Gewölbe kontrastiert mit den hellen und dunklen Farben der Inschriftentafeln sowie dem hellen Farbton des Sandes, mit dem der Boden der Halle bedeckt ist. Das Grabmal erhielt 1996 ein Notdach aus Mitteln der Denkmalpflege.
Der Kaufmann Moritz Israel ist der Sohn von Nathan Israel (1782-1852), dem Miteigentümer des 1815 in Berlin gegründeten Kaufhauses ‚N. Israel‘. 1850 kauft Nathan Israels Sohn Jakob (1823-1894) dem Vater die Firma ‚N. Israel‘ ab und nimmt 1860 seinem jüngeren Bruder Moritz als Teilhaber auf. Die 1895 eingerichtete Familiengrabstätte in Ecklage hat eine Einfassung aus grauen Granitschwellen. Acht Pfosten aus rotbraunem Granit bilden das architektonische Gerüst für das prachtvolle neubarocke Gitter aus Schmiedeeisen. Dessen klar konstruiertes Tragesystem, das in gleichen Abständen auf Stäben im Granit eingelassen ist, wird durch die floralen Elemente vielfach überlagert und überschnitten. Aufschwellende Ranken und Hibiskusblüten bilden das Hauptmotiv. Das rückseitige Gitter ist als hochgezogene Schauwand konzipiert und zeigt im Zentrum das Monogramm ‚M I‘ für Moritz Israel. Der Name des Schöpfers ist unbekannt. Ob es sich hierbei um den Kunstschmied Marcus Fabian handelt, von dem einige Arbeiten auf dem Friedhof stammen, ist nicht nachgewiesen. Die Grabstätte mit dem schmuckvollen Gitter ist 1998 aus Mitteln der Denkmalpflege saniert worden.
Der Zeitungsverleger Rudolf Mosse eröffnete 1867 in Berlin die ‚Annoncen-Expedition Rudolf Mosse’, die schon bald über Zweigniederlassungen im In- und Ausland verfügte. Er gründete 1872 das Berliner Tageblatt, aus dem 1889 die Berliner Morgenzeitung hervorging, sowie 1904 die Berliner Volkszeitung und das 8-Uhr-Abendblatt. Mit dem Zeitungsverlag verband er einen populärwissenschaftlichen Buchverlag sowie eine Abteilung für Adressbücher und Codes (Deutsches Reichsadressbuch für Industrie, Gewerbe und Handel, Bäder-Almanach u.a.). Er stiftete ein Waisenhaus in Berlin und war Mitglied der jüdischen Reformgemeinde. Das aus rotem, poliertem Granit gefügte Mausoleum der Familie Mosse wurde nach dem Tod des Bruders Wolfgang Mosse (1840 – 1885) 1886 nach einem Entwurf der Architekten Gustav Ebe und Julius Benda durch die Steinmetzfirma Kessel & Röhl errichtet. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Der Hauptfundort für Bernstein war und ist das ostpreußische Palmnicken, östlich von Königsberg an der Ostseeküste gelegen. Hier gründete 1874 der Unternehmer Moritz Becker einen bergmännischen Betrieb zum Bernsteinabbau im industriellen Stil. Das Unternehmen entwickelte sich zum größten Industriebetrieb in Ostpreußen und beschäftigte gegen Ende der 1880er Jahre bis zu 2.000 Arbeiter. Beckers Interesse galt zudem der wissenschaftlichen Seite des Bernsteins: Mit dem Geologen Richard Klebs gründete er in Königsberg ein Bernsteinmuseum mit einzigartigen Funden aus der Bernsteingewinnung. 1899 verkaufte Becker das Museum ebenso wie die Firma und den Grundbesitz mit Gewinn an den Preußischen Staat. Der Entwurf für das 1904 erbaute Erbbegräbnis Becker stammt von dem Architekten Martin Dülfer (1859-1942), einem erfolgreichen Theaterbaumeister, der auch bei diesem sepulkralen Werk auf eine bühnenartige Architektur setzt. In seiner Formensprache ist das eindrucksvolle Grabmal aus grauem Dorläer Muschelkalkstein jenem strengen Jugendstil zu zuordnen, wie er aus den reformorientierten Wiener Werkstätten bekannt ist.
Der Kaufmann Bernhard Loeser gründete 1865 mit Karl Wolff ein Tabakwarengeschäft, zu dem bis 1901 noch 65 weitere Loeser-und-Wolff-Filialen hinzu kamen. 1874 erfolgte zusätzlich die Gründung einer Zigarrenfabrik in Elbing.
Der Bankier und Kommerzienrat Aschrott ließ das mächtige Mausoleum in den Jahren 1903 bis 1904 für seine Frau Anna errichten. Sie verstarb 1890 im Alter von 57 Jahren in Wien und wurde 1894 vom Wiener Zentralfriedhof nach Weißensee umgebettet. Der Entwurf des Mausoleums stammt von Professor Dr. Bruno Schmitz. Dieser entwarf auch das Leipziger Völkerschlachtdenkmal sowie die Kaiserdenkmale auf dem Kyffhäuser, an der Porta Westfalica und zum deutschen Eck bei Koblenz. Das Mausoleum Aschrott trägt einen pyramidenförmigen Turmhelm mit einem durchbrochenen Davidstern und einer orientalisch geformten Haube. Das gesamte Bauwerk besteht aus poliertem rotem Granit, die zwei Sarkophagabdeckungen aus poliertem Labrador. Die Kuppel ist innen vergoldet. Das größte Mausoleum des Friedhofs wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt und konnte 1996 mit Zuwendungen aus Mitteln des Bundes und des Landes Berlin restauriert werden.
Dr. Wilhelm (Willy) Hirsch war von Beruf Apotheker. Neben ihm ruht seine Ehefrau Paula Maaß (1862 Hirschberg – 1920 Berlin). Sie war in zweiter Ehe mit dem Kunstmaler Professor Heinrich Maaß verheiratet. Nach ihrem Tode wurde sie mit dem Einverständnis des zweiten Mannes im Erbbegräbnis ihres ersten Mannes beigesetzt. Auf dem Grabmal ist das Sternbild des großen Wagens abgebildet. Die Astrologie wurde von Juden nicht abgelehnt. In dem Grußwort ,,Massel tov”, es bedeutet „viel Glück“, steckt auch der Wunsch nach guten Sternen.
Das Grabmal ist eine besonders wertvolle künstlerische Arbeit. Der Parochet (Torarollenvorhang) schmückt das Grab. In den Synagogen werden in den Toraschreinen, in denen die handgeschriebenen Torarollen, welche die fünf Bücher Moses beinhalten, aufbewahrt. Sie werden mit kostbar gearbeiteten Vorhängen verhüllt. Meist sind sie aus Seide oder Samt und kunstvoll bestickt. Hier sind auf dem Vorhang ein Löwenpaar, die Gesetzestafeln und eine Krone dargestellt. Auf den Gesetzestafeln sind die 10 Gebote eingemeißelt, die Moses erhielt, die „Tafeln des Bundes“. Sie kennzeichnen die Anfangsbuchstaben des hebräischen Alphabets, gelesen werden sie von rechts nach links. Bemerkenswert hier sind die Gebote in römischen Ziffern, die von links nach rechts gelesen werden. Das Grabmal ist von einer Fülle symbolischer Darstellungen geziert, es wurde mit Hilfe eines Projekts der Deutschen Stiftung Umwelt restauriert.
Jandorf hatte entscheidenden Anteil am Aufstieg Berlins zu Deutschlands größter Wirtschaftsmonopole. Der gelernte Kaufmann ging als 20jähriger in die USA, um dort moderne Verkaufstechniken kennen zu lernen. Schon 2 Jahre später eröffnete er in Berlin das Hamburger Engros-Lager, ein Spezialgeschäft für Kurz-, Weiß-, Wollwaren und Tapisserie. Dies wurde zum Stammhaus des späteren Kaufhauskonzerns. Insgesamt errichtete Adolf Jandorf 5 Kaufhäuser in Berlin, von denen noch 3 bestehen. Das Kaufhaus des Westens(KaDeWe) in Schöneberg, gegründet im Jahre 1907 ist das Berühmteste unter ihnen. Die beiden anderen sind das heutige Hertie-Kaufhaus am Halleschen Tor (Kreuzberg) und das einst als Modeinstitut genutzte Eckhaus Brunnenstraße/Veteranenstraße (Mitte). Letzteres trägt ein Wappenschild aus Sandstein an der Fassade: Drei Bienen. Im Jahre 1926 wurde der Jandorf-Konzern von dem Warenhauskonzern Hermann Tietz (s. Nr. 36) übernommen. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
In diesem Grab ist der Vater des Schriftstellers Kurt Tucholsky, Verfasser humoristischer Schriften und politischer Satire, beigesetzt. Die Mutter Doris Tucholsky wurde 74jährig mit dem 23. Alterstransport am 16.07.1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde sie im Mai 1943 ermordet. Ihr ist neben der Grabplatte ihres Ehemanns eine Gedenktafel gewidmet. Kurt Tucholsky übersiedelte nach Schweden, dort nahm er sich 1935 im Alter von 45 Jahren das Leben. Die Grabstätte Tucholsky konnte 2008 mit Mitteln der Müller-Klein-Rogge-Stiftung und des Landes Berlin restauriert werden.
Der Kaufmann Berthold Kempinski eröffnete 1873 in der Berliner Friedrichstraße unter dem Namen „Kempinski und Co.“ eine Weinhandlung und ein Delikatessengeschäft. 1889 kam ein weitläufiges, vierstöckiges Weinrestaurant in der Leipziger Straße hinzu. Eine Besonderheit des Weinrestaurants waren Tagesmenüs zum Einheitspreis von 1 Mark 25 und die „halbe Portion“ für 85 Pfennig. Die Öffnung für breite Kreise der Bevölkerung geriet bei Wahrung eines exklusiven Rahmens zum Erfolgskonzept. Seit 1900 war der Schwiegersohn, der Bankier Richard Unger, Teilhaber der Firma und trug dazu bei, das Unternehmen erfolgreich auszubauen. 1927 konnte das „Kempinski“ am Kurfürstendamm, Ecke Fasanenstraße eröffnet werden.
Die neoklassizistische Grabanlage der Familie Kempinski ist auf einen der kleinen Plätze innerhalb der Friedhofsanlage ausgerichtet. Beigesetzt ist hier neben Berthold Kempinski seine Ehefrau Helene Kempinski, geb. Hess (1855-1932). Eine Inschriftentafel an der Grabwand erinnert an das Ehepaar. Zudem ist im Erbbegräbnis beigesetzt die Tochter Frieda Unger, geb. Kempinski (1880-1961), Ehefrau des Firmenteilhabers und Bankiers Richard Unger. Die aus Kalkstein gefügte Grabarchitektur wurde nach einem Entwurf des Architekturbüros Hart & Lesser um 1911 nach dem Tod des Firmengründers errichtet. Zentral vor der Grabwand befindet sich auf einem Sockel eine freistehende Schmuckurne. Im Dezember 2017 erhielt der Förderverein eine zweckgebundene Spende der Kempinski Hotels für die Restaurierung der Grabanlage Kempinski. Die denkmalpflegerischen Maßnahmen wurden 2018 umgesetzt und umfassten die fachgerechte Restaurierung und Reinigung aller Naturstein-Werkstücke, insbesondere der Ornamentik aus Blumenranken und Lorbeerfestons, sowie das Neuversetzen loser Werkstücke und die Instandsetzung der Einfassung durch das Einsetzen von Vierungen). Zudem wurde die Bepflanzung auf der Grabstätte ergänzt und erneuert. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Die Grabanlage für den Theaterdirektor Carl Bieber wurde 1926 nach einem Entwurf des Bildhauers Hans Dammann (1867-1942) errichtet. Das Grabmal aus hellgrauem Granit zeigt mittig auf einem Sockel eine stilisierte Blumenschale, die Pfeiler der als Ehrenpforte gestalteten Grabwand zieren Festons, die aus Büscheln von Eichen- und Lorbeerblättern gebunden sind. In Weißensee gehören zu den Werken Hans Dammanns u.a. das Grabmal Louis Pakuscher (Feld C 3), das Grabmal Sally Warschauer (um 1910, Feld E 3) sowie das Grabmal Theodor Teppich (um 1913, Feld F 1). Das umfangreiche Schaffen Hans Dammanns im Bereich der Sepulkralkunst umfasste nach 1916 auch Soldatengrabmale und in der Weimarer Republik fast ausschließlich Kriegerdenkmale.
1910 wurde wegen der langen Wege auf dem Friedhof eine zweite Trauerhalle etwa in dessen Mitte errichtet. Der Entwurf des Kuppelbaus stammte von dem Gemeindearchitekten Johann Hoeniger. Die Einweihung der neuen Halle erfolgte am 13.01.1911 – von nun an konnten Beisetzungen in der alten und der neuen Halle gleichzeitig stattfinden -, im Jahr darauf kamen noch eine Warte- und Blumenhalle hinzu. In der Zeit von 1943 bis 1945 gab es 51 große und 17 kleine Bombeneinschläge auf dem Friedhof, dabei wurden etwa 4.000 Gräber zerstört. Bei einem dieser Bombenangriffe brannten auch die Halle und die angrenzenden Nebengebäude aus. 1980 erfolgte der teilweise Abriss der Ruine, die übrigen Trümmer wurden mit einem Erdhügel überschüttet. Die Grabsteine an beiden Seiten des mit Gras bewachsenen Hügels stammen von dem 1961 aufgelösten Friedhof der Jüdischen Reformgemeinde an der Mahlsdorfer Straße in Köpenick. Der Architekt Johann Hoeniger (1850-1913) ist nicht weit von dem Hügel beigesetzt. Am Rand des Feldes D 4, Reihe 3, steht ein schlichter Stein auf seinem Grab, der 2003 im Auftrag des Fördervereins Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V. restauriert wurde.
Der spätere Verleger kam 1880 nach Berlin, zuvor arbeitete er vollkommen mittellos als Lehrling in einer Buchhandlung in Wien. In Berlin war er erst als Buchhändler-Gehilfe in der Central Buchhandlung Steinitz tätig. Später wurde er Teilhaber dieses Unternehmens, das sich seit 1884 Steinitz & Fischer nannte. 1886 gründete er den S. Fischer Verlag. Das Unternehmen war bis zur Machtergreifung Hitlers einer der führenden Verlage Deutschlands. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Wenn auch die Erdbestattungen auf dem Friedhof Weißensee überwiegen, so können nach der am 9. Februar 1909 erlassenen Beerdigungs- und Friedhofsordnung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin auch Feuerbestattungen durchgeführt werden. Die erste Aschenbeisetzung fand auf diesem Friedhof an einem Sonntag, dem 21. Februar 1909, um 3 Uhr mittags statt. Zunächst wurden die Aschen der Verstorbenen in Särgen und in den normalen Grabfeldern bestattet, ab 1926 dann in Urnen und in den dafür angelegten Urnenfeldern.
Jenny Apolant entstammt der bekannten Berliner Familie Rathenau. Zu ihren Verwandten zählen Walther Rathenau (1867-1922), Außenminister der Weimarer Republik, und Josephine Levy-Rathenau (1877-1921), die als Begründerin der Berufsberatung für Frauen gilt. Nach der Heirat mit Hugo Apolant lebt Jenny Apolant in Frankfurt am Main. Ihr Ehemann arbeitet dort seit 1902 am Institut für experimentelle Therapie in der Krebsforschung. Mit Zustimmung ihres Mannes engagiert sich Jenny Apolant nicht nur in der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, sondern setzt sich zunehmend für die Frauenrechte ein. Sie berät und unterstützt Frauen bei Fragen zu ihren Rechten und Möglichkeiten auf kommunaler Ebene. Später ist sie Vorstandsmitglied im Reichsverband des Frauenvereins und eine der ersten weiblichen Stadtverordneten in Frankfurt. 1922 gründet sie die „Politische Arbeitsgemeinschaft“, die vor allem die politische Bildung von Frauen zum Ziel hat. Wie andere Frauen ihrer Generation ist sie überzeugt, dass nur ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel die Situation der Frau nachhaltig verbessern kann.
Bereits 1914/15 zu Beginn des Ersten Weltkrieges ließ die Jüdische Gemeinde hinter der neuen Trauerhalle ein Ehrenfeld für die gefallenen jüdischen Soldaten nach einem Entwurf des Gemeindebaumeisters Alexander Beer anlegen. Das 49 x 90 Meter große, nach Osten ansteigende Gelände wird von einer aus Rüdersdorfer Kalkstein gefertigten Mauer eingefasst und ist in ein unteres rechteckiges Feld und ein oberes halbrundes Feld aufgeteilt. Die Grabhügel waren in Reihen angelegt und mit einer Efeudecke überzogen. Weitere Grabsteine sind in die Mauer des oberen Halbrunds eingelassen. Der erste gefallene Soldat, der via Überführung nach Weißensee gelangte, war der Musketier Sally Perlmann. Der nach Erhalt eines Kopfschusses im Vereinslazarett der ‚Großen Landesloge’ in der Eisenacher Straße 12 in Schöneberg an den Verwundungen im Felde verschiedene Sally Perlmann (30. Mai 1884 – 12. Oktober 1914) wurde am 16. Oktober 1914 als erster Toter im Ehrenfeld beigesetzt. Die Grabstelle mit der Nummer 45335 liegt in der ersten Reihe, zweite Stelle im östlichen Bereich des halbrunden Ehrenfeld-Teils. Das drei Meter hohe, ebenfalls aus MuscheIkalk bestehende zentrale Denkmal hat die Form eines mächtigen Altars. Die Aufstellung des vom Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten (RjF) gestifteten Denkmals mit dem ruhenden Löwen über der Inschrift auf der Vorderseite erfolgte 1926.
Insgesamt 394 jüdische Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, darunter auch Jahre später Beigesetzte, die an den Folgen ihrer Verletzungen starben – die letzte Beisetzung eines Kriegsinvaliden erfolgt 1941 -, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Am 8. Mai 1944 starb der Architekt des Kriegerehrenfeldes, Alexander Beer, im KZ Theresienstadt. Die auf dem Entwurf von Alexander Beer basierende Gestaltung des Kriegerehrenfeldes wurde in der Nachkriegszeit vereinfacht. Wege wurden beseitigt, Bäume gefällt und teilweise durch andere Baumarten ersetzt. Die unzureichende Ausstattung des Friedhofes mit Arbeitskräften, insbesondere aber die Tatsache, dass die Angehörigen der hier Beigesetzten entweder in aller Welt verstreut sind oder ermordet worden waren, mithin also keine privaten Pflegeaufträge mehr existierten oder veranlasst wurden, führte dazu, dass das Kriegerehrenfeld zunehmend Schaden nahm und verwilderte. Die Namen auf den Grabsteinen waren kaum noch lesbar, die Mauer war in weiten Teilen bereits eingestürzt. 1995 begann die Wiederherstellung des Kriegerehrenfeldes auf Initiative der Bundeswehr, ermöglicht durch Zuwendungen des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin und der Jüdischen Gemeinde Berlin sowie der Axel-Springer-Stiftung. Die Arbeiten konnten 1998 beendet werden. So konnte dem Verfall und dem Vergessen Einhalt geboten werden.
Der Fabrikant errichtete 1890 in Berlin eine Zigarettenfabrik, zunächst in angemieteten Räumen. Davor hatte die Familie die Zigaretten in Hand- und Heimarbeit hergestellt. 1906 konnte in der Pankower Hadlichstraße ein modernes Fabrikgebäude der Cigaretten Fabrik J. Garbáty eingeweiht werden. Das zweite Fabrikgebäude errichtete Garbáty-Rosenthal, Hoflieferant deutscher Fürstentümer, 1912 in der Berliner Straße 123-125 neben seiner Villa in Pankow. 1931 kam ein Erweiterungsbau nach Entwürfen des Architekten Fritz Höger (1877-1949) hinzu. Die Sozialeinrichtungen des Betriebes waren für ihre Zeit vorbildlich. Garbáty-Rosenthal stiftete einen Lehrstuhl der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und die Synagoge des Jüdischen Waisenhauses in Pankow. Bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten beschäftigte Garbáty fast 1.600 Arbeiter und Angestellte. 1938 verlor die Familie ihren gesamten Besitz durch Zwangsverkauf. Die Söhne wanderten mit ihren Familien in die USA aus. Mit Eröffnung des U-Bahnhofs Pankow am 16. September 2000 erfolgte die Benennung des Vorplatzes zu Ehren des Zigarettenfabrikanten in Garbátyplatz.
Ludwig Mies van der Rohe entwarf um 1919 das Grabmal für Laura Perls (1862-1919), geb. Haase, ein durch unverschnörkelte, schlichte Klarheit bestechendes Grabmal. Laura Perls war die Mutter des bekannten Kunstsammlers und Publizisten Hugo Perls, der früh an den jungen Architekten Mies van der Rohe glaubte.
1951 wurden auf dem jüdischen Friedhof zwei Sonderfelder eingerichtet, auf denen auch nichtjüdische Ehepartner beigesetzt werden können, die während der schweren Zeiten der Verfolgung zu ihren jüdischen Männern oder Frauen gehalten haben. Die Inschriften der Grabsteine zeugen mehrfach davon.
Die Grabstätte des Berliner Kaufmanns Albert Mendel wurde 1924 nach einem Entwurf des Architekten Walter Gropius (1883 Berlin – 1969 Boston), den dieser während seiner Weimarer Bauhaus Tätigkeit schuf, errichtet. Gropius hat die Baukunst des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflusst. Diese Arbeit steht für eine wegweisende moderne Grabmalgestaltung.
Die von 14 massiven Säulen getragene Tempelarchitektur des Mausoleums ist aus hellem Muschelkalkstein nach einem Entwurf des Architekten Ernst Moritz Lesser (1882–1958) errichtet. Der Kammersänger Joseph Schwarz war einer der bekanntesten Baritone seiner Zeit. Er wurde 1909 ständiges Ensemblemitglied der Wiener Hofoper, wo er auch als Partner von Enrico Caruso Erfolge feierte. 1915 wechselte er an die Oper in Berlin. Joseph Schwarz wurde nicht nur wegen seiner Stimme, sondern auch wegen seines schauspielerischen Talentes ein Liebling des Publikums. Während der NS-Zeit diente das Dach des Mausoleums auch einzelnen untergetauchten Juden als Schlafasyl.
Der Rabbiner war der anerkannte religiöse Führer der Ostjuden in Berlin. Er lebte und wirkte in der Betstube, eine der zentralen Pflegestätten talmudischer Weisheit in der damaligen Grenadierstraße 36 und 37, der heutigen Almstadtstrasse 26 und 28. Die hebräische Inschrift auf dem Grabstein ist ein Gedicht, im folgenden ein Auszug davon:
Unter diesem Hügel ist bestattet
Unser Herr, unser Lehrer, unser Rabbi, der gerechte Rabbi,
Korb voller Bücher, der gelehrte Herr Abraham Mordechai
Sohn des Rabbi, Fürsten der Tora
Herrn Chajm Cheika sel. Angedenkens aus Bjeshun
Gestorben am Montag, 26. Tammus 5698
Im weiteren Verlauf des Gedichts ergeben die Anfangsbuchstaben den Namen Abraham Mordechai, dabei muss berücksichtigt werden, dass im Hebräischen Vokale nicht ausgedrückt werden.
Am 22. April 1933 wurde die Verordnung zum Ausschluss „nichtarischer“ Ärzte von der Tätigkeit für Krankenkassen erlassen. Arno Philippsthal, ein sehr beliebter jüdischer Arzt aus Biesdorf, war eines der ersten Opfer, das in den Kellern der Kaserne an der General-Pape-Straße, eines der so genannten wilden Konzentrationslager für mutmaßliche Regimegegner, umgebracht wurde. Das Alten- und Pflegeheim Am Grabensprung in Biesdorf trägt heute seinen Namen. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Das Feld G 7 wurde 1941 angelegt. Beigesetzt sind hier die Aschen von 809 jüdischen Menschen, die in den Konzentrationslagern umgebracht wurden. Die Urnen erhielten die Verwandten der Ermordeten per Nachname aus den Vernichtungslagern. Sie wurden aus Sachsenhausen, Buchenwald, Ravensbrück und Groß-Rosen verschickt. Die am häufigsten angegebenen Todesursachen auf den beigefügten Papieren sind Herzversagen, TBC oder man ließ die Todesursache völlig weg.
Er war Journalist, Schriftsteller und Theaterleiter. 1888 gründete er das Lessingtheater und leitete es bis 1897. Gemeinsam mit Gustav Kadelburg verfasste er das Libretto zu der Operette Im weißen Rössl, vielen wird noch die Melodie lm weißen Rössl am Wolfgangsee in Erinnerung sein.
Hermann Tietz gründete mit seinem Neffen Oskar Tietz 1882 gemeinsam in Gera ein Weißwarengeschäft. Ihre Firma war nach amerikanischem Muster organisiert. 1896 erfolgte dann die Eröffnung des ersten Warenhauses in Gera. Drei große Warenhäuser wurden unter der Leitung von Oskar Tietz seit 1900 in Berlin errichtet: in der Leipziger Straße, am Alexanderplatz und in der Frankfurter Allee. Der Kaufhauskonzern wurde später in der NS-Zeit unter dem Kunstnamen Hertie „arisiert“. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Der Bankier Alfred Cohn gab diese einzigartige Grabanlage im Jugendstil nach dem Tod seines in jungen Jahren verstorbenen Sohns Ernst Cohn (1890-1903) in Auftrag. Der Entwurf stammt von dem Bildhauer Otto Stichling (1866-1912). Das in seinem Dekorum ungewöhnliche Grabmal zeigt zwischen den als Feuerpylonen gestalteten Seitenpfeilern die gleich einem Toravorhang gestaltete Rückwand. An den Pfeilern verdeckte früher filigranes Maßwerk die senkrechten Bänder aus türkisfarbenen Emaille-Platten, so dass ihre Farbigkeit geheimnisvoll durch leuchtete. Otto Stichling ist als Künstler mit verschiedenen Grabmalen auf Berliner Friedhöfen vertreten, in Weißensee gehören zu seinem Werk noch die Grabmale für Henriette Kalischer (Feld J 2) und Ignaz Wolfsohn (Feld M 2, Mauer).
Arthur Koppel, der Prokurist bei der Berliner Eisenhandlung G. E. Dellschau war, gründete mit Benno Orenstein (s. Nr. 37) am 1. April 1876 die Firma Orenstein & Koppel (O & K) in Berlin. Aus dem anfänglichen Handelsunternehmen für schmalspurige Feldbahnen mit den dazugehörigen Gleisen und Kipploren entwickelte sich die Weltfirma O & K, zu deren Produktpalette Lokomotiven, Waggons und später auch Bagger gehörten. 1885 trennten sich die Partner wegen unterschiedlicher Geschäftsauffassungen, der besonnene Charakter Orensteins war schwer mit dem draufgängerischen Gebaren Koppels zu vereinbaren. Eine vertragliche Vereinbarung sicherte Koppel für fünf Jahre die alleinige Auslandsvertretung von O & K zu. Mit der Arthur Koppel AG gründete er sein eigenes Unternehmen, das ab 1905 im Vertriebsgeschäft mit O & K kooperierte. Nach dem Tod von Koppel kam es 1909 zur Fusion beider Unternehmen. 1914 umfasste der in Orenstein & Koppel – Arthur Koppel AG umbenannte Konzern 12 Betriebswerke und weltweit 95 Niederlassungen. Der Erste Weltkrieg brachte dem Unternehmen starke Einbußen durch die Enteignung der ausländischen Dependancen, von denen sich das Unternehmen jedoch wieder erholte. 1941 erfolgte die „Arisierung“ des Unternehmens. Nach dem Zweiten Weltkrieg firmierte das Unternehmen als O & K und Lübecker Maschinenbau AG. Letztlich vom Markt verschwunden ist die Marke O & K erst 2011 und gehört nunmehr der Geschichte an.
Borchardt Gattel (1841 – 1912) gründete 1868/69 mit seinen Brüdern Moritz und Leo in der Neuen Königstraße eine Herrenmützenfabrik. Ihre Fabrik gehörte in Berlin schnell zu den etablierten Unternehmen für Hüte aus Wollfilz und Stroh und aus der Herrenmützenfabrik wurde bald eine gut gehende Herrenhutfabrik. 1889-91 errichtete der Architekt Georg Lewy im Auftrag der Brüder Gattel auf dem Grundstück Prinzenallee 58 ein straßenseitiges Mietshaus und ein viergeschossiges Fabrikgebäude. Das Vorderhaus lässt einen großbürgerlichen Anspruch erkennen. In den beiden unteren Geschossen öffnet sich ein Torbogen, an den sich Hauseingang und Durchfahrt zum Fabrikhof anschließen. Im Tor ist ein großes „G“ eingelassen. Die Familien Gattel wohnten im Vorderhaus von 1891 bis 1932. In der Weltwirtschaftskrise und auch aufgrund der sich verändernden Mode brach der Umsatz der Firma Gattel stark ein. 1931 wurde die Produktion in der Hutfabrik Gattel eingestellt, denn das Unternehmen war in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten. Infolge des Konkurses erfolgten 1932 die Zwangsverwaltung und 1933 der Verkauf von Fabrik und Grundstück.
Dr. Adolf Ernst, Sohn eines Maschinenbauers, war der Begründer des nach ihm benannten Adolf-Ernst-Theaters in Berlin. Seine Karriere als Schauspieler begann 1866. Er übernahm 1879 das Luisenstädtische Theater in der Dresdner Straße und später das Central-Theater Alte Jacob-Straße. 1887 erwarb er das Luisenstädtische Theater, das er am 11. August 1888 unter dem Namen Adolf-Ernst-Theater eröffnete. Als Schauspieler und Theaterleiter fand Ernst die Anerkennung des Berliner Publikums.
Auf Einladung Kaiser Wilhelms II. führte er mit seiner Truppe das Stück Charleys Tante im Neuen Palais in Sanssouci auf.
Das schmuckreiche Baldachin-Grabdenkmal, nachgebildet einer Chuppa, dem Traubaldachin, der bei jüdischen Hochzeiten verwendet wird, besteht aus weißem Marmor. Die weiteren verwendeten farbigen Materialien bilden einen effektvollen Kontrast zu dem strahlenden Weiß des Steines. Entsprechend dem Vornamen der mit 46 Jahren verstorbenen Ehefrau Rosalie ist das Hauptmotiv der Grabmalsdekoration die Rose, sie findet sich im Giebelrelief, auf dem Mosaik, in den Glasfenstern und an den Pfostenreliefs wieder.
In den Jahren 1998 – 2000 erfolgte die Restaurierung des Marmor-Grabmals durch ein Projekt der Deutschen Stiftung Umwelt und des Landesdenkmalamtes Berlin.
Der Tod ihrer jungen Ehefrauen Cécilie Lewinsohn geb. Netter (1867-1893) und Clara Netter geb. Bloch (1872-1893) – sie starben an Unterleibstyphus in Folge des Genusses verdorbener Austern – war Anlass für die trauernden Ehemänner, den Apotheker Jacob Lewinsohn und den Industriellen Carl Leopold Netter, für die Grabstätte ein Gitter in Gestalt einer Rosenlaube in Auftrag zu geben. Die Rose gilt als Symbol der Schönheit und auch der Vergänglichkeit durch die Flüchtigkeit ihres Duftes und verweist zudem auf das Paradies. Eine Besonderheit des Gitters mit dem reichen, floralen Schmuck stellt die Farbigkeit dar. Sie wurde bei der 2000-2002 durchgeführten Restaurierung des völlig verrosteten Gitters an Farbresten entdeckt und wiederhergestellt.
Bereits an ihrem 18. Geburtstag gründet Lina Morgenstern den „Pfennigverein zur Unterstützung armer Schulkinder“. Diese Vereinsgründung gibt die Richtung vor für ihr weiteres Leben, das sie ganz der Wohltätigkeit widmen wird. So ruft Lina Morgenstern 1866 im Vorfeld des Preußisch-Österreichischen Krieges den „Verein der Berliner Volksküchen“ ins Leben. Der Verein dient der sozialen Unterstützung der notleidenden Bevölkerung, es werden Mahlzeiten zum Selbstkostenpreis ausgegeben.
In Folge unterstützt auch die preußische Königin Augusta die Arbeit der im Volksmund „Suppenlina“ genannten Lina Morgenstern. Um 1900 gibt es in Berlin 15 Volksküchen, die alle an verkehrsreichen Straßen liegen. Lina Morgenstern tritt auch weiterhin sozialen Missständen mit Vereinsgründungen entgegen, nunmehr mit Unterstützung einflussreicher Kreise. Mit der Inschrift für Lina Morgenstern auf der schlichten schwarzen Granit-Grabstele wird einer „großen Menschenfreundin“ gedacht. Eine Gedenktafel für Lina Morgenstern befindet sich am Haus Linienstr. 47, dem Ort einer 1868 eingerichteten Volksküche. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Alfred Kirstein war Arzt und Pionier auf dem Gebiet der Kehlkopf- und Luftröhrenuntersuchung. Er praktizierte bis 1903 in Berlin, danach widmete er sich in Paris der Landschaftsmalerei. Im Mai 1914 präsentierte die Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin eine Reihe seiner Landschaftsbilder. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ging Alfred Kirstein als Arzt zum deutschen Militär; diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode aus. In der Galerie Flechtheim in Berlin fand 1923 eine Gedächtnisausstellung statt, die an sein Wirken als Landschaftsmaler erinnerte. An der Seite von Alfred Kirstein ruhen seine Eltern, der Geheime Sanitätsrat Dr. med. Moritz Kirstein (1830-1896) und Franziska Kirstein geb. Michel (1843-1927). Das Grabmal beeindruckt durch die ungewöhnliche Gestaltung und expressive Formensprache. Wie schützende Flügel sind zwei Palmwedel über der Stele ausgebreitet, ihre Enden zu Voluten aufgerollt, darüber ragt eine mächtige Palmette aus Stein auf. Neben dem Magen David über den beiden Inschriftentafeln gehört zur Symbolik der Grabwand eine gesenkte Fackel als Zeichen des erloschenen Lebens.
Der Effektenhändler, Bankier und Königliche Kommerzienrat Emil Salomon (1844-1909) war mit Therese Schüler (1857-1915), Tochter des Bankiers Julius Schüler (1827-1908), verheiratet. Das Ehepaar Salomon hatte drei Kinder, den Kunstmaler Walter Salomon (1878-1927), den heute international bekannten Journalisten und Fotografen Dr. jur. Erich Salomon und die Tochter Charlotte Salomon. In Berlin lebte die Familie in der vornehmen Tiergartenstraße 15. Dort, wo heute die Landesvertretung von Baden-Württemberg steht, waren sie Nachbarn des bedeutendsten privaten Mäzens der Berliner Museen, James Simon. Erich Salomon (1886-1944), der insbesondere in der Weimarer Republik und auch nach 1933 im In- und Ausland bekannte Politiker, Wirtschaftsgrößen und Künstler fotografiert hatte, gilt als Begründer des modernen Bildjournalismus. 1944 starben er, seine Frau Maggy Schüler (1889-1944) und der Sohn Dirk (1920-1944) im Vernichtungslager Auschwitz. Am Grabmal erinnert eine Gedenktafel an die Ermordeten. Seit 1971 erinnert der ‚Erich-Salomon-Preis‘ der ‚Deutschen Gesellschaft für Photographie‘ an den Fotografen.
Seitlich der Trauerhalle befindet sich die Grabanlage Wassermann. Beigesetzt sind hier Margit Wassermann, geb. Fürst (1882 – 1924) und Oscar Wassermann. Der Bankier Oscar Wassermann gehörte von 1912 bis 1933 dem Vorstand der Deutschen Bank an, als dessen Sprecher er von 1923 bis 1933 tätig war.
Von den Architekten Lachmann & Zauber stammt der Entwurf und auch die Ausführung des gedrungen wirkenden Familien-Mausoleums mit einem grottenähnlichen Gewölbe. Der Innenraum ist durch die blauen Oberlichter sehr stimmungsvoll gehalten. Der Bau ist aus Randersacker Kalkstein gearbeitet, er ist 7,60 Meter lang und 3,40 Meter tief. Beigesetzt wurden in dem Mausoleum der Rechtsanwalt Leopold Katz (1860 Marienburg – 1901 Berlin), der Baumeister Louis Lachmann (1860 Thorn – 1910 Berlin) und dessen Ehefrau Caroline Lachmann (1864 Prag – 1937 Berlin). Der Baumeister Louis Lachmann hat auch das Gebäude des früheren Warenhauses Jandorf an der Ecke Brunnen-/ Veteranenstraße entworfen.
1875 begann Eugen Panofsky als Kassierer seine Tätigkeit im Bankhaus Jacquier & Securius. 1888 stieg er zum Prokuristen auf und wurde 1903 als Juniorpartner in die Geschäftsleitung der Bank aufgenommen. Seit 1912 zum unbesoldeten Stadtrat berufen, war Panofsky im Berliner Magistrat tätig als Vorsitzender der Hochbaudeputation, als Dezernent für Elektrizitätsfragen und als Kommissar beim Pfandbriefamt. 1919 erhielt er in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung Berlins den Titel eines Stadtältesten. 1920 malte Max Liebermann den hoch Geehrten. Die mit Muschelkalkstein verkleidete, sehr vornehme Grabanlage Panofsky entstand in Anlehnung an Renaissance-Vorbilder nach Entwurf von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (1852-1932). Die Bauplastik schuf der Bildhauer Franz Naager (1870-1942).
Das repräsentative Wandgrabmal für Oswald Berliner, Besitzer der Breslauer Weizenbier-Brauerei Oswald Berliner in der Brunnenstraße 141-143, gab vermutlich seine Ehefrau Hermine Berliner (1845-1938) in Auftrag, die in der Familiengrabstätte ebenso beigesetzt ist wie die ledige Tochter Margot Berliner, die bereits 1904 als 23-Jährige verstarb. Ebenfalls hier beigesetzt sind die Mitinhaber der Brauerei Erich Berliner (1871-1948) und Max Ephraimsohn (1850-1925), Schwiegersohn der Berliners. Den aufwendigsten Schmuck der Grabstelle bildet das schmiedeeiserne Gitter mit seinen reichen floralen Verzierungen wie einem Feston aus Kiefernästen und Rosenzweigen. Das Tor besitzt eine besonders reiche Ausbildung: Eingespannt in einen Rahmen ist eine stilisierte Prunkvase mit üppigem Blumenschmuck dargestellt. Im oberen Torbereich ist ein von Lorbeerzweigen flankiertes Wappenschild eingebaut, das die Initiale der Familie, das ‚B’ trägt. 1999/2000 konnten mit Bundes- und Landesmitteln das völlig verrostete Gitter und die vom Einsturz bedrohte Grabwand restauriert und die Grabanlage somit vor dem Verfall bewahrt werden.
Benno Orenstein schuf eines der größten Unternehmen für Klein- und Feldbahnen, das seine Produktion auf Dampflokomotiven, Personen-, Güter-, Spezial- und Straßenbahnwagen, Signalanlagen, Feldbahnmaterial, Motorlokomotiven, Bagger und Kräne ausdehnte. Es gab Niederlassungen in europäischen und außereuropäischen Staaten. Gemeinsam mit Arthur Koppel (s. Nr. 38) gründete Orenstein am 1. April 1876 die Firma Orenstein & Koppel (O & K) als offene Handelsgesellschaft (oHG) in Berlin. Orenstein brachte 3.000 Mark als Darlehen eines Onkels und sein Partner Koppel 15.000 Mark als Gründungskapital ein. 1885 trennten sich die Partner und Koppel übernahm mit der Arthur Koppel AG die Auslandsgeschäfte von O & K. Nach dem Tod von Koppel kam es 1909 zur Fusion der Unternehmen. Bei dem in Orenstein & Koppel – Arthur Koppel AG umbenannten Konzern, mittlerweile einer der größten deutschen Industriebetriebe, hatte Orenstein als Generaldirektor weiter die Fäden in der Hand. Orenstein starb im 50. Jahr der Firmengründung, die Nachfolge als Generaldirektor und Arbeitgeber von 12.000 Mitarbeitern trat sein Sohn Alfred (1885-1969) an. (Ehrengrabstätte des Landes Berlin)
Autoren: Regina Borgmann, Dr. Jörg Kuhn, Fiona Laudamus